Drei Tage-zwei Menschen-ein Crashpad!

28. Juni 2011 at 23:48

Das Mekka des Boulderns rief uns zu sich und wir sind seinem Ruf gefolgt. Am Freitag Abend ging es los. 6 Stunden Autofahrt und wir erreichten die Gegend um Fontainbleau. Als wir etwa um 2 Uhr einen Zeltplatz gefunden hatten, konnten wir das erste mal mein Zelt ausprobieren und es auch direkt im Dunkeln aufbauen.

Der Testergebnis fiel erwarungsgemäß gut aus und wir konnten entspannt in den Tag starten. Als erstes Ziel hatten wir uns das Gebiet ‚Trois Pignons‘ in der Nähe von Milly-la-Forèt ausgesucht, da der Führer es als hervorragend für den ersten Besuch in Bleau bezeichnet. Im Wald angekommen sind wir erst mal baff wie viele Blöcke hier rumliegen. Das Ausmaß ist wirklich unfassbar und das wird uns in den kommenden Tagen immer klarer. So weit das Auge reicht Felsen an Felsen mitten im Wald. Wir schnappen uns den ersten ansprechenden Brocken und versuchen unser Glück. Erst gibt es eine Route zum aufwärmen und dann eine lustige selbst definierte Tour. Wir haben schon mal richtig viel Spass und sind direkt heiß auf mehr. Einzig und allein macht uns der kleine Boulderführer einen Strich durch die Rechnung. Wir konnten zwar das Gebiet und auch den Parkplatz gut finden, hatten aber massive Probleme uns zwischen den Bouldern zurecht zu finden. Irgendwie geht uns die Logik, die Darstellung und die Beschreibungen nicht in den Schädel. Selbst als wir andere Boulderer fragten und mit einer weiteren Karte verglichen, konnten wir keinen vernünfitgen Anhaltspunkt finden. Also machten wir das, auf was wir Lust hatten. Eigentlich hatten wir das ja von anfangan geplant aber ist eben doch nicht so einfach. Allerdings fanden wir dann doch noch einige ganz nette Probleme von denen wir auch das eine oder andere lösen konnten.

Wie der Wetterbericht vorausgesagt hatte, blieb das Wetter herrlich schön und wir mussten sogar Sonnencreme benutzen. Keine gute Idee wie sich herrausstellte (als ob man sichs nicht denken kann… ) aber bei der Sonne absolut notwendig für uns Bleichgesichter. Das Gebiet im allgemeinen hat fast für jeden Geschmack etwas in peto. Es gibt kleintrittige Touren mit filigranen Strukturen genauso wie großflächige Sloper und Henkel. Positive Neigungen, senkrechte Wände und Überhänge wechslen sich ab. Wir können einen extrem zufriedenstellenden Tag verbringen und sind immernoch geflashed wie gut es der Steingott in dieser Region gemeint hat. Doch wir mussten auch feststellen, dass es viele kleine Unterschiede gibt und der Stein nicht immer so griffig ist wie zuerst angenommen.
Vor allem die viel gekletterten Routen sind teilseise so abgescheuert an den Starttritten, dass es unmöglich ist darauf zu stehen. Diese Erkenntnis sollten wir vor allem am nächsten Tag zu spüren bekommen.
Nachdem ich leider an der letzten Traverse aufgeben musste, weil einfach die Power für den Schlusszug nicht mehr da war, machten wir fürs erste Schluss und suchten uns einen Zeltplatz.
Am nächsten Tag entschieden wir uns einen Parcours durchzuklettern. Weil wir uns noch immer nicht über die Schwierigkeiten im Klaren waren, sollte es ein „Fun-Parcours“ werden. Wir fanden im Kletterführer einen ganz nett aussehenden im Gebiet Franchard. Nach ausgiebigem ausschlafen und einem hervorragenden, französischen Frühstücks mit Baguette, Kastanienmus und Käse gings los. Wir fanden das grobe Gebiet wieder recht einfach hatten aber unsere Probleme den Start der Tour auszumachen. Mit etwas Suchen und Fragen kamen wir aber dann doch zur Nummer 1 und legten los. Die Boulder waren meist sehr einfach und wir stellten recht bald fest, dass es uns einfach nicht glücklich machte. Da die leichten Pfade nicht nur aus Problemen sondern auch aus einem kopletten Wegen ober Stock und Stein bestehen ist es Ratsam eher eine Art Turnschuh und am besten gar kein Gepäck dabei zu haben. Dann kann man an einem Stück alles durchlaufen und das ganze wird eher in die Richtung Parcours verlagert. Eigentlich eine sehr schöne Sache. LEider hatten wir mit unserem Pad, den Schuhen und dem zusatzrucksack nicht die idealen Vorraussetzungen.

Aus all diesen Gründen gingen wir dann dazu über die roten Boulder zu versuchen und hatten auch direkt ein sehr cooles Problem vor uns. Ein schönes Stückchen Fels, an dem viel Geleichgewicht gefragt war. Gepusht von diesem Erfolg machten wir uns auf noch weitere solcher Herausforderungen zu suchen und nieder zu ringen. Insgesammt waren es dann etwa 7 rote und einige gelbe Blöcke, allerdings kam das Sahnesück doch noch zum Schluss. Wir hatten den Boulder schon ganz am Anfang des Tages entdeckt und uns sofort gedacht, dass wir da einen wirklich schönes Stück Fels vor uns hatten. Als wir dann davor standen und die ersten Versuche starteten, war noch nicht klar, ob das überhaupt einen Sinn macht. Allerdings packte uns dann doch der Ehrgeiz und wir gingen ernsthafter an die Sache ran. Die Leisten waren erstaunlich gut zu halten, sofern man sein Gewicht richtig positionierte. Mehr Sorge machten die Füße, da wirklich nur winzige, stark auf Reibung getretene Tritte benutzt werden konnten. Umso spannender war es natürlich. Das größte Problem war allerdings, dass der Top-Griff ausserhalb der statischen Reichweite lag und hier ein Dynamo gefragt war. Das wäre alles nicht so schlimm, wenn der Kopf nicht immer alles kontrolliert haben wollte. Unterstützt wurde das ganze noch dadurch, dass man im Rücken eigentlich gerade noch eine Felswand hatte und man unter Umständen auch unten auf ein Kante fallen könnte. Das Wissen um einen Spotter und das Pad konnten nur mäßig helfen. Nach mehreren Versuchen trauten wir uns dann doch und sprangen. BAM. Linke Hand schnappt die obere Kante und hält… schnell Rechts dazu und füße nachziehen. Geschafft!! Waaaaa!!!! Wie geil!  Das Adrenalin pumpt in den Körper und die Erleichterung tut den Rest. Super Sache!



Der Regen wurde etwas stärker und wir beschlossen noch in einen anderen Teil des Waldes vorzudringen. Wir besitegen die nahe Anhöhe und genossen die Aussicht… Bäume… naja aber das Gefühl war trotzdem gut und der Platz auch echt schön.
Da es jetzt richtig regnete suchten wir uns einen trockenen Platz unter einem Felsdach und vesperten noch unser letztes Zeug. Dann gings zurück ans Auto. Wir beschlossen direkt zur nächsten Location zu fahren und dort schon mal die Gegend zu besichtigen – Elephant!
Leider wurde das Wetter nur mäßig besser und der kleine Ausflug zum naheliegenden See wurde es auch nichts weil wir ihn einfach nicht fanden. Wieder zuhause zeigte mir Google-Maps, dass es sich nicht wirklich um einen See handelt, sondern eher um eine Ansammlung kleiner Kanäle. Irgendwie seltsam…
Daraufhin beschlossen wir doch lieber die Boulder zu besichtigen und uns schon mal ein Bild für den nächsten Tag zu machen. Schon im Führer wurde erwähnt, dass die Felsen zu beeindruckenden Formen und Skulpturen verwaschen sind. Wir waren auch wirklich beeindruckt von der abgefahrenen Felsstruktur und dem auf eine gewisse Art mystischen Ort. Wären die Wege und Plätze nicht schon zu sehr kommerzialisiert worden, wäre es leider noch schöner. Nichts desto trotz waren wir sehr angetan und blieben bis es schon zu dämmern begann. Ein Zeltplatz war, wie auch die Tage zuvor, leicht gefunden und wirklich perfekt was die Beschaffenheit angeht.
Unser Plan früh aufzustehen wurde durchgeführt und Johnny Cash trällerte uns aus dem Schlaf und in einen perfekten Tag. Als wir am Elephant ankamen, war der ‚Strand‘ menschenleer. Wir sahen uns zuerst um und hüpften von Block zu Block. Kletterten hier hoch und sprangen dort hinüber. Dann suchten wir uns ein nettes Plätzchen um sich warm zu klettern und hatten ein paar wirklich hübsche Routen unter den Fingern. Dann war es Zeit den Elefanten zu besuchen und unser Glück auf die Probe zu stellen.

Von der Schwierigkeit (Fb 6c) war uns klar, dass wir keine realistische Chance hatten. Trotzdem gaben wir uns ein oder zwei Versuche an einer Route…. hoffnungslos… Mitlerweile kamen die ersten Boulderer aus dem Wald angelaufen. 3 Briten, die uns auch direkt ansprachen und Hände schüttelten. Eigentlich ganz sympathisch. Wir entschieden uns den Riss nebenan zu testen und bissen uns auch da erst einmal die Zähne aus. Es ist zum verrückt werden, irgendwas müssen wir doch mal schaffen… Naja also schauen wir doch lieber ers mal den Engländern zu und gucken was die so für eine Route basteln. Zack – es geht nicht lange da sind wir überredet es auch einmal zu probieren. Tja ok, sieht ganz spassig aus und es ist „very juggy…“. Im Sitzstart geht es unter dem Koloss los dann wirklich an brutalen Henkeln quasi den Arsch des Tieres hoch. Wir schaffen es beide first try wobei auch viel live Anleitung seitens der Insulaner mit im Spiel ist. Fest steht aber immerhin, es hat ziemlich Spass gemacht und hat sich auch gelohnt. Auf diese Weise stand ich wenigstens ein mal oben auf dem Fels… herrlich :)
Wir versuchten uns dann noch etwas weiter am Riss von vorhin und kamen unter Anleitung auch tatsächlich noch ein Stück weiter… den kompletten Erfolg konnten wir aber nicht verbuchen. In der Zwischenzeit hatte sich auch eine gute Menschensammlung gebildet, da noch vier flüchtige Bekannte vom Vortag dazugestoßen waren. Eine echt lustige Runde. Trotz alledem beschlossen wir aufzubrechen um nicht allzuspät zuhause anzukommen. Tja das wars dann schon wieder… bye bye Bleau… bis zum nächsten mal. Und das kommt bestimmt irgendwann.